Mit Bestürzung haben wir als ehrenamtliche Mitarbeiter*innen vom „Mittagstisch“ in ihrem Wahlflyer gelesen: „Arbeitspflicht für Flüchtlinge: Tafelmissbrauch beenden.“
Der Bürgermeisterkandidat der AfD in Emmerich fordert in dem von ihm und seiner Partei verbreiteten Programm für die Kommunalwahlen unter dem Punkt „Sozialpolitik“, den „Tafelmissbrauch“ zu beenden.
Wir, die Leitung und die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen des „Mittagstischs“ verwahren uns als einzige Lebensmitteltafel Emmerichs gegen die Unterstellung, Missbrauch zu begünstigen. Hier wird durch einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt eine durch nichts belegte Behauptung in Umlauf gebracht. Weder haben die Verfasser des Wahlprogramms mit uns gesprochen noch erklärt, worin dieser angebliche Missbrauch besteht.
Die Forderung der AfD zeigt ferner eine Unkenntnis der Tafelsatzung, die eine Prüfung der Bedürftigkeit jedes Kunden vorsieht. Der „Mittagstisch“ in Emmerich, unter dem Dach der Pfarrei St. Christophorus stehend, folgt diesen Aufnahme- und Prüfungskriterien.
Die Aufgaben des Mittagstischs sind folgende:
- Lebensmittel, die sonst vernichtet würden, werden gesammelt.
- Die noch verwertbaren Lebensmittel werden an Bedürftige verteilt.
- Wir fördern das soziale Miteinander in Emmerich, indem wir Menschen aus sehr unterschiedlichen sozialen Gruppen zusammenbringen.
Das ehrenamtliche Engagement von ca. 40 Bürger*innen beim „Mittagstisch“ orientiert sich an der UN-Menschenrechtskonvention und an dem christlichen Evangelium und bedeutet für uns, dass jeder Mensch ungeachtet seiner Herkunft, seiner Religion, seines Geschlechts und auch ungeachtet der Gründe für sein Leben in Deutschland dann Hilfe bekommt, wenn er oder sie sie benötigt.
Deshalb verteilen wir die Lebensmittel an bedürftige Menschen, die ihre Bedürftigkeit durch die Vorlage ihrer Rentenbescheide, ihrer Leistungsbescheide aus den Rechtskreisen SGB II, III und XII und dem Asylbewerberleistungsgesetz sowie den Bescheiden von Wohngeld und Kinderzuschlag halbjährlich vorlegen. Darüber hinaus erhalten vor allen Dingen Rentner und Rentnerinnen ihre Lebensmittel bei uns. Bezieher*innen von Wohngeld und Kinderzuschlag gehören auch zum Kreis der Bedürftigen. Mit dieser Definition und Vorgehensweise befinden wir uns im Einklang mit den Vorgaben der großen Wohlfahrtsverbände.
Auf dieser Grundlage erhalten wir unsere Spenden von zahlreichen Emmerich Bürgerinnen und Bürgern.
Wir finden es unerträglich, dass sich ehrenamtlich engagierte Emmericher Bürger dafür rechtfertigen müssen, Menschen mit geringen Einkommen, Rentnern mit kleinen Renten und Menschen, darunter viele Kinder, die aufgrund von Krieg und Vertreibung auf Hilfe angewiesen sind, zu unterstützen.
Wir erwarten von einer Person, die sich in Emmerich um Verantwortung bewirbt, dass sie solche unbelegten Vorwürfe zurücknimmt.
Wir bestehen auf einer öffentlichen Gegendarstellung und einer sofortigen Beendigung der Nutzung des in Frage stehenden Flyers.
Das Team vom „Mittagstisch“